Gerhard Bolaender
KörperbrennenDer Krieg ist hierorts bildschirmvermittelt, Gewalt ist ein TV-Ereignis in zahllosen Variationen, ein Dauerreiz für die Schnittstelle Monitor-Mensch, der Abwesende ist eingeschaltet in das Geschehen. Und nebenan: Die Fortsetzung der Zerstörung mit anderen Mitteln, die in den Körper dringt, ihn zur Überlebensmaschine umfunktioniert: „Zeitschinden, Weiterlügen der öffentlichen Rede. Dies ist das Wissen, dies ist die Meinung, dies das Dabeisein, Messen, dies ist die Seitenscheibe, Abwesenheit, das Glück auf Vergessen.“ Gerhard Bolaenders Prosadebüt (Residenz Verlag, 1995) stellt dem Bilderwahn, der blind machenden Visualisierung des Schmerzes das Hinhören auf die Gequälten entgegen. In einer besessenen, genau rhythmisierten Sprache zwingt der Autor den Leser/die Leserin, dem Strom gewalttätiger Ereignisse zuzuhören. Der Widerstand wird zur Stimme, zum offenen Widerspruch. Bolaenders neuer Text ist ein Akt gegen die Apathie einer tauben Gegenwart, er ist ansteckend im besten Sinn des Wortes.
Mo. 20. Februar 1995, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Nahaufnahmen 30
Am Beginn stehen zwei Abschiede – der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher ist am 24. Mai dieses Jahres verstorben, Bodo Hell wird seit 9. August am Dachstein vermisst. Beide auf ihre Weise so prägenden Autoren wollen wir in Erinnerung behalten. In der ersten SALZ-Ausgabe 1975 hat Hans Weichselbaum mit Walter Kappacher ein Interview geführt, das wesentliche Züge seines Schreibens zur Sprache bringt, hier lesen Sie einen Wiederabdruck. Weggefährt:innen von Bodo Hell, der in so vielen Künsten unterwegs war, haben wir um Beiträge gebeten, die seine Literatur, die nicht von seinem Leben zu trennen ist, würdigen. /// Gratulieren können wir ...
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