Jaroslav Rudiš
Grandhotel„Nirgendwo in Europa regnet es häufiger als hier, im Pisspott Europas“, konstatiert Fleischman, der Erzähler des Romans. Fleischman blickt aus luftiger Höhe auf seine Umgebung, das futuristische Grandhotel, in dem er lebt und arbeitet, thront hoch über der kleinen tschechischen Stadt auf dem Berg Jested.
Und ein Luftikus, ein etwas abgehobener und schwebender Charakter ist auch Fleischman, der Außenseiter, der mit Ende zwanzig noch immer keinen Anschluss an die Welt gefunden hat. Am liebsten widmet er sich den Wolkenbeobachtungen, seinem „Wolken- und Windfahrplan“, um vielleicht doch einmal genug Mut zum Aufbruch zu sammeln.
„Womit ich nicht sagen möchte, dass ich nur deswegen mit dem Schreiben angefangen habe, damit ich mich unnormal fühlen konnte. Aber eigentlich kann ich nicht genau sagen, warum ich damit angefangen habe. Vielleicht aus langer Weile. Wenn man auf dem Berg steht, den Wolken zuguckt und auf die nächste atmosphärische Front wartet, hat man für alles Zeit. Und so fing ich an.“
Mit Gewitztheit und Charme, einem Schuss Naivität und einem kleinen Geheimnis stattet Jaroslav Rudis seinen Erzähler aus, der die LeserInnen in seine abgehobene Lebenswelt entführt und an der Tragik und Komik seiner Geschichte teilhaben lässt. Aber wird er den Absprung schaffen, der belächelte Spinner, der die hübsche Meteorologin aus dem Fernsehen liebt?
Jaroslav Rudis, geboren 1972, Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker, lebt in Prag. Sein zweiter Roman „Grandhotel“ ist bei Luchterhand 2008 erschienen. Weitere Bücher: „Der Himmel unter Berlin“ (2002, auf Deutsch 2006) und „Potichu“ (Die Stille, 2007, erscheint auf Deutsch 2010).
Di. 13. Oktober 2009, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Moderation: Anja Tippner | |
Einführung: Anja Tippner | |
Mitveranstalter: Fachbereich Slawistik |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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