Josef Winkler
Natura MortaEinführung und Moderation: Anton Thuswaldner
„Für den besten unter den jüngeren österreichischen Schriftstellern halte ich Josef Winkler. Er ist sprachlich ungeheuer genau.“ Ilse Aichinger Handlungsort seiner jüngsten Novelle „Natura morta“, für die Josef Winkler mit dem Alfred-Döblin-Preis 2001 ausgezeichnet wurde, ist Rom, präziser der Markt auf der Piazza Vittorio Emanuele und der Platz vor dem Vatikan. Mit dem beobachtenden Auge einer Kamera entwirft Josef Winkler auf höchst sinnliche Weise das vielstimmige Tableau eines Marktes und einer Piazza. Und mittendrin Piccoletto, der schöne Sohn der Feigenverkäuferin, der sich zwischen toten und zerteilten Tieren, Südfrüchten, Gemüse und Menschen bewegt. Das Auge folgt den körperlichen Begegnungen und Berührungen von Männern und Frauen. Doch mitten in das lebendige Markttreiben trifft der Tod. Piccoletto wird während eines Gewitterregens beim Überqueren des Platzes von einem Feuerwehrwagen erfaßt. „Natura morta“ – eine Novelle, die schon im Titel Bezug nimmt auf den Tod und das Stilleben in der bildenden Kunst –, beruhigt das Drama vom Tod des Schönen in der Beschreibung von Aufbahrung und Beerdigung. „Ich denke, daß es mit diesem Buch deutlich geworden ist, daß ich mich viel weniger mit dem Tod als vielmehr mit dem Leben beschäftige“, sagt Josef Winkler im Gespräch mit Anton Thuswaldner („Frankfurter Rundschau“).
Josef Winkler, geboren 1953 in Kamering bei Paternion/Kärnten, lebt seit 1982 als freier Schriftsteller, vorwiegend in Klagenfurt. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 2000 mit dem Internationalen Bodensee-Kulturpreis. Zahlreiche Veröffentlichungen im Suhrkamp Verlag Frankfurt, zuletzt u.a. „Friedhof der bitteren Orangen“ (1990), „Domra“ (1996), „Wenn es soweit ist“ (1998), „Natura morta“ (2001).
Mi 24. Oktober 2001, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Moderation: Anton Thuswaldner | |
Einführung: Anton Thuswaldner |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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