Karl-Markus Gauss & Peter Stephan Jungk
Bei den diesjährigen Rauriser Literaturtagen lesen die beiden Autoren und Salzburger Schulfreunde Karl-Markus Gauß (Veranstalter: Verein Literaturhaus) und Peter Stephan Jungk (Literaturforum Leselampe) im Gasthof Grimming. ‚Der Autor muß ein Hüter des Gedächtnisses und folglich, ohne es zu wollen, ein Konfliktverschärfer sein‘, sagt Karl-Markus Gauß, der als Autor, Kritiker und Herausgeber zahlreicher Bücher und der Zeitschrift ‚Literatur und Kritik‘ in Salzburg lebt (*1954). Er schreibt für die Verfolgten, Vergessenen und Verkannten. Früher als die meisten lenkte Gauß seinen Blick auf die Ränder, geographisch und ideell. Gauß ist ein rastloser Sucher nach den Schatten, die der große Gang der Geschichte wirft und Landstriche, Volksgruppen und Individuen als Strandgut zurückläßt: verstoßene Dichter, sterbende Europäer oder die ‚Hundeesser von Svinia‘ (Zsolnay). Entdeckerlust treibt ihn weiter: in den jüngsten ‚Wirtshausgesprächen‘ z.B. zu den neuen EU-Mitbürgern (Otto Müller). Das zweite große Thema von Gauß, dessen Bücher vielfach preisgekrönt sind und als große Beispiele europäischer Essayistik gelten, ist unser Alltag: wie wir leben, wohin wir gehen, welche Götzen und falschen Hoffnungen wir uns errichten (‚Mit mir, ohne mich‘, ‚Von nah, von fern‘). Gauß ist ein Aufklärer und ein Poet. Er führt uns an Orte, die wir nicht kennen, auch in uns. Einen weiten Bogen spannt die Biographie Peter Stephan Jungks: 1952 in Santa Monica unter Hollywoods Hügeln geboren, wuchs er in Berlin und Salzburg auf, ging zurück nach Los Angeles und Wien, suchte vorübergehend seinen Gott in Jerusalem und lebt nun seit Jahren in Paris. Seine Orte sind verstreut über Europa, Amerika und den Nahen Osten. Jungk ist, wie Gauß, mit dem er zur Schule ging, Sohn der Emigranten- und Flüchtlingsgeneration. Die Unruhe, die er lebt, schlägt sich in seinem facettenreichen Werk nieder, das Romane, Erzählungen, Hörspiele, Drehbücher, Regiearbeiten und Kritiken umfaßt. Bekannt wurde er vor allem durch die beiden Biographien über Franz Werfel (S. Fischer) und jüngst über Walt Disney ( Klett-Cotta). Im Herbst erscheint sein jüngster Roman: ‚Die Brücke über den Hudson‘.
Büchertisch: Rupertus Buchhandlung
Veranstaltungsort: Gasthof Grimming, Rauris
Fr 01. April 2005, 20:00 Uhr | |
Gasthof Grimming, Rauris | |
Eintritt frei |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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