Mirko Bonné
TraklparkDer Titel „Traklpark“ des neuen Gedichtbands ist nach einer am Ufer des Inn gelegenen, gleichnamigen Innsbrucker Grünanlage benannt, die der 21-jährige Mirko Bonné auf der Suche nach den letzten Spuren des verehrten Dichters für sich entdeckte – eine von brandendem Verkehr umbrauste Insel, wo Linden und Kastanien rauschen und der Fluss grün vorbeiströmt, ausgestattet mit immerzu leeren Bänken, einem Spielplatz, der langsam verwaist, und einer Marmorplatte, in die ein Zweizeiler aus Trakls Gedicht „De profundis“ eingraviert ist: „Gottes Schweigen / trank ich aus dem Brunnen des Hains.“ Keine Idylle also, sondern ein geradezu himmelschreiender Kontrast zwischen den beiden Namensbestandteilen, ein widersprüchlicher Ort also? Ein Ort jedenfalls, der Bonné magisch anzieht, bis heute – vielleicht, weil gerade das Negativbild die vor allen Dingen entscheidenden Fragen aufwirft: Was bedeutet dir Glaube? Was Fremde? Und deine Zeit? Wie hätte wohl Trakl heute Gedichte geschrieben? Wozu überhaupt Gedichte? Und wie sollen die aussehen, wenn die Welt selber kein Aussehen mehr hat?
In „Traklpark” hat Mirko Bonné eine Auswahl seiner bisher unveröffentlichten Gedichte aus 25 Jahren versammelt. Thematische Schwerpunkte sind dabei Kindheitsgedichte, etliche Städteansichten und Reiseeindrücke, nicht zuletzt von New York, dazu einige Hommagetexte, etwa an Novalis, Johannes Bobrowski, Emily Dickinson und Peter Huchel.
Mirko Bonné, geboren 1965 in Tegernsee, lebt in Hamburg. Übersetzungen von u.a. Sherwood Anderson, John Keats, E. E. Cummings und William Butler Yeats. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Prix Relay du Roman d´Evasion (2008) und dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis. Zuletzt erschienen: „Wie wir verschwinden“ (Roman, Schöffling 2009), „Ausflug mit dem Zerberus“ (Essays, Schöffling 2010), „Emily Dickinson: Liebesgedichte“, Auswahl, Übersetzung und Nachwort von Mirko Bonné (Reclam 2012), „Traklpark. Gedichte“ (Schöffling 2012).
Mirko-bonne.de
Di 05. Februar 2013, 19:30 Uhr | |
Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte, Waagplatz 1a | |
Eintritt frei | |
Mitveranstalter: Internationales Traklforum |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
Aktuelle Ausgabe bestellen SALZ 196