… mitten in dem Leben … Abschied und Aufbruch in der Literatur
Unser ganzes Leben ist begleitet von Abschieden. Bilder und Gesten des Abschiednehmens haben daher große Symbolkraft. Kein Wunder also, dass sich Kunst und Literatur seit Anbeginn mit dem Thema beschäftigen. In der Literatur finden sich Abschiede in vielerlei Gestalt, auch so komplexe Erfahrungen wie der Zerfall des habsburgischen Vielvölkerstaates oder der Untergang einer ganzen Epoche und ihrer Werte. Dichter wie Stefan Zweig, Hugo von Hofmannsthal oder Thomas Mann gaben dem in ihren Werken ästhetischen Ausdruck. So wie jüngere Autoren die Verabschiedung alter Lebensbedingungen nach dem Zusammenbruch der ehemaligen DDR oder anderer totalitärer Systeme aufzeigen. „Mit der Geschwindigkeit des Sommers“ heißt es Altes abzulegen, sich Neues anzueignen oder an der Last der Erinnerungen zu scheitern. Eine „Elegie von Abschied und Wiederkehr“ sind auch die Werke jener Autor/inn/en, die freiwillig oder unter Zwang ins Exil gingen, verbannt oder in Lager deportiert wurden. Derartige Abschiedsliteratur hat seit Ovid ihre Tradition. Aber am umfangreichsten und vielfältigsten sind wohl die Liebesklagen in der Literatur. Nicht in allen Liedern und Erzählungen von der Trennung Liebender singt die Nachtigall die Abschiedsmelodie! Immer aber wird Sprache zum Zaubermittel, das Liebesleid poetisch zu kompensieren, ob nun bei Shakespeare und Goethe oder bei Autor/inn/en unserer Tage. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Ilse Gottschall, langjährige Leiterin der Literaturwerkstatt der „Leselampe“, Einblicke in das Thema und Leseanregungen geben.
Do 04. Februar 2010, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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