Viele Grüße. Briefe in der Literatur
„Weißt du wohl, dass mit Worten zeichnen auch eine Kunst ist,“ schreibt van Gogh an seinen Bruder Theo. Tatsächlich bietet kaum eine andere Gattung als der Brief dem Verfasser so viele Möglichkeiten zur Literarisierung und Poetisierung. Als Beleg für biografische und historische Sachverhalte ist er geschätzt und lässt darüber hinaus auch interessante Rückschlüsse auf das Selbstbild des Schreibers bzw. das Fremdbild seines Adressaten zu. Gerade wenn es sich um die Korrespondenz berühmter Künstlerpersönlichkeiten handelt, ergeben sich daraus überraschende Einblicke: „Ich möchte das Briefgeheimnis wahren“, schreibt Ingeborg Bachmann. „Aber ich möchte auch etwas hinterlassen“. Von besonderem Interesse ist nicht zuletzt die Frage nach dem Verhältnis von Briefliteratur und Frau, galt der Brief doch über längere Zeit als typisch weibliches Genre. An Einzelbeispielen aus der Geschichte der Briefliteratur soll auch dieser Behauptung nachgegangen werden. Und nicht zuletzt ist aus der Praxis des Briefeschreibens eine eigene Romanform entstanden, die in abgewandelter Form selbst im Zeitalter von Telefon, SMS und e-mail weiterlebt! An fünf Abenden wird es in der Literaturwerkstatt von Ilse Gottschall die Möglichkeit geben, sich mit Briefen von Ingeborg Bachmann, Paul Celan und H.W. Henze zu beschäftigen, Friedrich Torberg und Italo Calvino auf diesem Weg nachzuspüren oder berühmte Korrespondentinnen wie Rahel Varnhagen oder Else Lasker-Schüler wieder zu entdecken, sich über Rosendorfers „Briefe in die chinesische Vergangenheit“ zu amüsieren oder mit Daniel Glattauer per e-mail gesendeten und empfangenen Liebesgefühlen zu folgen. An fünf Abenden bietet die Literaturwerkstatt von Ilse Gottschall die Möglichkeit, anhand von Textproben diese und weitere Romane kennen zu lernen und zu diskutieren.
Ilse Gottschall, geboren 1936 in Königsberg, Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Köln, Journalistik und Kunstgeschichte in München, Promotion. Arbeit am Goethe-Institut und als freie Mitarbeiterin beim ORF, zuletzt Lehrtätigkeit, seit 1977 Wahlsalzburgerin und langjährige Leiterin der Literaturwerkstatt.
Anmeldung: Salzburger Literaturforum Leselampe, Strubergasse 23, 5020 Salzburg
Tel 422 781, Fax -27, e-mail: leselampe@literaturhaus- salzburg.at
Weitere Termine: Montag, 16. und 30. März, 20. April, 3. Mai 2009, jeweils 19.30 Uhr
Kosten für 5 Abende: E 42,–
Mo 02. März 2009, 19:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
42,- € (fünf Abende) |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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