Literatur zum Essen
„Entweder einverleiben oder gefressen werden. Essen ist in diesem Sinne auch ein Symbol für das Ganze“, so Franz Schuh im Interview mit Anton Thuswaldner.
Dass sich die Medien seit einiger Zeit erfolgreich dem Thema Essen widmen und so eine „Überbetonung des Kulinarischen“ (Alois Brandstetter) fördern, ist Ausdruck der intensiven Beschäftigung mit dem Essen als physiologischer Notwendigkeit einerseits, eines kulturellen Bewusstseins andererseits.
„Ich mag die Zeremonie, das Immergleiche“, meint die Erzählerin in Monika Helfers Miniatur – Essen als Kulturform, als ein mehr oder weniger genussvolles Ritual, das Gemeinsamkeit stiftet, ideell oder am familiären Mittagstisch und gleichzeitig Erinnerungen wachruft: Die Erinnerung an die (kochende) Familie bestimmt etwa die Texte von Bettina Balàka, Ulrike Draesner, Karin Peschka und Linda Stift.
Nicht nur familiären Wurzeln will die Nummer 160 nachgehen, sondern auch den sprachlichen Ursprüngen: Kritisch widmet sich Alois Brandstetter als Sprachwissenschaftler und Schriftsteller dem sprachlichen Inbegriff für „pervertiertes Essen und Trinken“, dem „Fressen“. Reaktionen auf die überbordende und unmäßige Nahrungsaufnahme, bei der die Aufmerksamkeit für die Lebensmittel und ihre Herstellung verloren geht, und die ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen einer solchen gibt es vielerlei, wie Petra Nagenkögel in ihrem Text thematisiert.
Was herauskommt, wenn sich nicht zwei Restaurant-, sondern Literaturkritiker bei gutem Essen zusammenfinden, um dabei einer ganz anderen Form der Enthaltsamkeit zu fröhnen, erzählt Jens Steiner. Nicht nur Entbehrung und Disziplin, sondern das genaue Gegenteil führt uns Bodo Hell vor Augen – den Genuss einer selbstbereiteten Speise und ihre ganz eigentümliche literarisch-sinnliche Ästhetik.
Dem Lebensmittel als ästhetisch-künstlerisches Objekt widmet sich am Cover und im Heft die Künstlerin Aviva Ronnefeld.
Genussvolle Lesestunden mit „Literatur zum Essen“ wünschen Ihnen
Christa Gürtler & Barbara Stasta
SALZ-Ausgabe bestellenInhalt Literatur zum Essen
Festessen
Interview von Anton Thuswaldner Franz Schuh
8
Das gefundene Fressen
Alois Brandstetter
9-10
Essenssuite
fünf SALZparlandi Herbert J. Wimmer
11-13
Hundszunge
(Rotkäppchen, revisited) Ulrike Draesner
14-16
Selbstvergessenheit
Jens Steiner
17-19
Pyrrhussieg
Evelyn Grill
20-24
Semmelknödel
Bettina Balàka
21
Wochenspeiseplan (ganzjährig gültig)
für Werktätige auf Hühnerfarmen Rosa Pock
25-26
Die Einladung
Hans Eichhorn
31-33
Ich kenne diese Stimmen!
Linda Stift
34-36
Milch Käse Ei Schmarrn
Bodo Hell
37
Essen
Monika Helfer
38-41
Wirtskinder
Karin Peschka
43-44
Über / Essen
Petra Nagenkögel
45-51
Was ich so esse
David Wagner
56
Und eben Himmel-Bauer
glosse von Karl-Markus Gauß Karl-Markus Gauß