Abgelichtet
„Den Menschen, der auf dem Portrait abgebildet ist, gibt es so nicht. Es gibt nur die Vorstellungen, die man sich von ihm macht. Und wann wurden, darf man sich fragen, unsere Vorstellungen je der Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit anderer gerecht?“
Diese Ambivalenz wird nicht nur von Iris Wolff betont, ambivalente Empfindungen und Eindrücke
sind es auch, die viele der Autorinnen und Autoren dieser SALZ-Ausgabe zum Thema AutorInnenfotografie zum Ausdruck bringen.
Autorschaft ist schon lange undenkbar ohne die fotografische Inszenierung der Person der Autorin, des Autors, spätestens seit der Etablierung einfacher und günstiger Vervielfältigungstechniken von Fotografien. Die Digitalisierung hat die Präsenz der Bilder noch einmal enorm gesteigert und zu deren immer größeren Macht geführt.
Bedanken möchte ich mich bei Sarah Kraushaar für die Idee zu dieser SALZ-Ausgabe und ihr Mitwirken bei der Kuratierung.
Die ausdrucksstarken Zeichnungen fertigte Carmelo Di Feo nach Figuren seiner Installation „Io se fossi Dio“, wie gemacht für unser Thema, da sie „Gesichter jenseits von Geschlecht, Alter und ethnischer Herkunft“ zeigen. Herzlichen Dank für die Möglichkeit des Abdrucks in SALZ.
Schmökern Sie in dieser (leider verspäteten) ersten Ausgabe des 45. Jahrgangs von SALZ, vielleicht regt es Sie an, die AutorInnenportraits in Ihren Büchern neu zu sehen oder einfach nur in analogen – solange es sie noch gibt – und digitalen Fotokisten zu stöber,
herzlich
Ihre Barbara Stasta-Stadlmair
Inhalt Abgelichtet
Hornbrille und Zettelberge – von der Unmöglichkeit, ein Portrait nicht zu deuten
Iris Wolff
7-9
Zwischen Wänden aus Papier
Hanno Millesi
10-12
Insomnia
Mercedes Spannagel
13-16
Was man nicht sehen kann
Andrea Winkler
17-25
Gesicht, montiert
Margret Kreidl
26-27
Autorenfoto
Peter Stephan Jungk
28
À la Achmatowa
Ljuba Arnautović
29-32
Neun Mal die eigene Fresse
Martin Amanshauser
33-34
Moos
Angelika Reitzer
35-37
Risse
Robert Prosser
38-39
Kinder der Poesie
Barbara Rieger
40-43
Rückwärtsgang
Kathrin Röggla
44
Flugscham
Laura Freudenthaler